Nationalpark Calanques

In Südfrankreich sind die Städte Marseille und Cassis nicht weit voneinander entfernt. Dennoch könnten die beiden Städte kontrastreicher nicht sein. Die eine ist eine pulsierende Millionenstadt, die andere eine kleine verträumte Ortschaft mit nur 7.500 Einwohnern. Und dennoch verbindet beide Orte eine Gemeinsamkeit. Zwischen diesen Städten ist eine der unberührtesten und schönsten Landschaften von ganz Frankreich zu Hause, die Calanques und der Nationalpark Calanques.

Nationalpark Calanques
Der Calanques ist eine 2012 zum Nationalpark ernannte Küstenlandschaft, die dem Schutz dieses einzigartigen Naturschauspiels dienen soll

Ein ungefähr 20 Kilometer langer Küstenstreifen

Mit seiner wildromantischen Schönheit erstreckt sich der Küstenstreifen auf einer Länge von ungefähr 20 Kilometern. Dieser Küstenstreifen vereint insgesamt 21 kleine und von Felsen gesäumte Meeresbuchten, deren Anblick an typisch skandinavische Fjorde erinnert.

Doch diese südfranzösische Region beweist, dass die fjordähnlichen Formationen auch in diesem Teil des Landes zu Hause sind. Denn auch hier sind über Jahrhunderte hinweg fjordartige Buchten entstanden, die inmitten des azurblauen Mittelmeers von 600 Meter hohen Kalksteinfelsen umrandet sind.

Ein besonderer Nationalpark

Der Calanques ist eine 2012 zum Nationalpark ernannte Küstenlandschaft, die dem Schutz dieses einzigartigen Naturschauspiels dienen soll. Denn dieser Nationalpark ist wahrlich etwas Besonderes. Hier grenzt sind Naturschutzgebiete und Großstädte auf engstem Raum vereint. Auf dem Gebiet des Nationalparks Calanques sind Teile des Stadtgebiets von Marseille sowie das Massif de Marseilleeveyre zu einem einzigartigen ökologischen Areal vereint. Bestimmte Tier- und Pflanzenarten sind beispielsweise ausschließlich in diesem Nationalpark zu Hause. Deshalb ist es umso wichtiger, diese Naturlandschaften auch zu schützen.

Ein faszinierendes Okösystem

Dennoch haben die Calanques als beliebtes Naherholungsgebiet längst die Herzen ihrer Besucher erobert. Menschen reisen aus allen Himmelsrichtungen zu dem Nationalpark, der eine Meeresfläche von rund 140.000 Hektar und eine Landfläche von ungefähr 88.000 Hektar einschließt. Nahezu alle Pflanzen gedeihen aus Kalkfelsen. Wasser entsteht durch Verdunstung oder der Gischt des Meeres. Die Tier- und Pflanzenwelt formt ein fantastisches Ensemble, das um im Wasser sowie an den Buchten lebende Tierarten ergänzt wird. Um dieses überwältigend schöne Ökosystem zu erhalten, gelten für die Region auch besondere Zutrittsregeln.

Deshalb sind die Calanques von Juli bis September aufgrund erhöhter Waldbrandgefahr entweder nur zu bestimmten Zeiten geöffnet oder komplett gesperrt. An Startpunkten von Wanderwegen angebrachte Farbmarkierungen informieren darüber, ob Sie an den jeweiligen Buchten entlangwandern dürfen oder nicht.

Buchten mit magischer Anziehungskraft

Die Buchten der Calanques üben auf ihre Besucher eine besonders magische Anziehungskraft aus. Ob Kajakfans, Kletterer, Wanderer oder Naturenthusiasten – für jeden hat der Nationalpark etwas zu bieten. Erkundungstouren der Calanques sind ein Erlebnis, an das Sie sich gewiss für lange Zeit erinnern werden. Denn der Anblick all der kleinen Strände und Schwimmbuchten, menschenleerer Wildnis sowie steil abfallender Hänge fasziniert. Highlights der Naturlandschaft sind zweifelsohne die Buchten, von denen eine jede einzigartig schön ist.

Die Calanque de Sormiou: Die größte Bucht des Nationalparks

Ein Beispiel ist die Calanque de Sormiou, die größte und westlichste Bucht der Calanques. Dieser nur 16 Kilometer von Marseille entfernte Strandabschnitt ist auch gut mit dem Bus erreichbar. Touristen und Einheimische fühlen sich in dieser Bucht gleichermaßen von dem zart weichen Sandstrand und den köstlichen Fischgerichten angezogen. Und wer die Calanque de Sormiou einmal besucht hat, wird ganz gewiss der These beipflichten, hier an einem der schönsten Strandbereiche weit und breit angelangt zu sein.

Schon seit vielen Jahrhunderten ist die Calanque de Morgiou untrennbar mit dem Fischerhafen vereint. Besonderes Highlight dieser Bucht ist die am Cap Morgiou gelegene Henri-Cosquer-Höhle. Diese Höhle wurde nach Henri Cosquer benannt, der im Jahre 1985 auf diese Grotte stieß. Allerdings haben nur qualifizierte Taucher die Möglichkeit, diese Höhle von innen zu betrachten.

Ausflüge zur Calanque de Morgiou oder Bucht der Pinien

Nicht weit von der Calanque de Morgiou entfernt, lädt die Calanque de Sugiton zum Verweilen ein. Dieser Strandabschnitt ist zwar wesentlich kleiner, steht jedoch bei FKK-Liebhabern besonders hoch im Kurs. Wer diese Bucht ansteuern möchte, kann mit dem Auto der D 559 in Richtung Marseille folgen. Hier befindet sich am Ende der Straße in Richtung Les Baumettes eine Parkbucht, von der aus Sie einen einstündigen Fußweg bis zur Calanque de Sugiton in Kauf nehmen müssen. Alternativ gelangen Sie mit der Buslinie 21 in Richtung Luminy zu dieser Bucht. Die schmale und tief eingeschnittene Bucht Calanque d'En-Vau ist mit ihrem leuchtend weißen und steil herausragenden Felswänden schon aus weiter Ferne erkennbar.

Besonders faszinierend ist das Zusammenspiel der puderweißen Felswände, die sich im strahlenden Türkis des Wassers spiegeln. Ein Meer an Pinien erwartet Sie an der Calanque de Port Pin, die ihren Namen diesen anmutigen Gewächsen verdankt. Die zur Stadt Cassis gehörige Calanque de Port-Miou ist weit über die Stadtgrenzen von Cassis hinaus für ihre gemütlichen Steinterrassen und den zauberhaften Yachthafen bekannt.

Eine beliebte Wanderregion

Der Nationalpark gleicht einer einzigartigen Schatztruhe, in der es überall etwas Neues zu erkunden gilt. Mehrere Wanderwege führen an der Küste oder durch die Calanques entlang. Allerdings dürfen Wanderer zur Sommerzeit nur den an der Küste verlaufenden Wanderweg nutzen. Wer die besondere Wander-Herausforderung sucht, bewältigt die Route von Marseille nach Cassis sogar an einem Tag. Hier ist das kleine Dorf Callelongue nahe Marseille auf dem Fernwanderweg GR 98 sogar als Startpunkt bekannt. Da die meisten durch Nationalpark verlaufenden Wege häufig steinig sind, ist gutes Wanderschuhwerk eine wichtige Voraussetzung. Doch insbesondere an heißen Tagen ist es dringend notwendig, genügend Wasservorräte mit sich zu führen.

Bootsausflüge zu den Calanques

Eine bequemere Variante für eine Erkundungstour durch die Naturlandschaft ist ein Bootsausflug. Ab Marseille oder Callis starten Bootsfahrten zu drei, fünf oder neun der Calanques. Über das ganze Jahr hinweg stechen die Boote in See, für die Besucher auch keine Reservierung benötigen. Eine beliebte Alternative sind kombinierte Boots- und Wandertouren, für welche Teilnehmer allerdings Wanderschuhe mit sich führen sollten. Hierfür ist es allerdings erforderlich, vom Boot aus über die Felsen bis zum Strand zu klettern.

Das i-Tüpfelchen dieses Exkurses ist gewiss nicht nur ein erfrischendes Bad im Mittelmeer. In der Calanques d'En Vau besteht außerdem die Möglichkeit, sich im glasklaren Wasser auf einen Schnorchelausflug zu begeben.

Den Nationalpark aus der Vogelperspektive beobachten

Möchten Sie auf Ihrer Eroberungstour durch den Nationalpark hoch hinaus, locken die steilen Kalkfelsen mit insgesamt sechs Hauptgebieten. Hier wählen Aktivurlauber aus rund 1.000 Mehrseillängenrouten und 2.500 Sportklettertouren, deren Schwierigkeitsgrad von 5a bis hin zu 7b reicht. Die Felsen sind in dem Nationalpark bis zu 250 Meter hoch. Insbesondere die Calanque d'En-Vau steht bei Kletterern hoch im Kurs.

Oberhalb von Cassis ist an der D 559 außerdem der Parc Régis Vidal zu Hause. Dieser Kletterpark verspricht auf seinen sieben Routen bis zu 160 unterschiedliche Parcours für Jung und Alt. Krönen Sie Ihren Entdeckungstour durch die Calanques mit einer Fahrt auf der Panoramastraße Routes des Crètes von La Ciotat bis nach Cassis. Auf der gesamten Strecke erwarten Sie fantastische Aussichtspunkte, von denen aus Sie das Mittelmeer und die Calanques in all ihrer Pracht bewundern können.


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