Nur wenige Kilometer östlich von Nizza entfernt, ist ein wahrlich prachtvolles Stück mediterraner Kultur zu Hause. Hier befindet sich das Cap Ferrat, das mit dem Garten und der Villa der Baronin Ephrussi de Rothschild einen wahren Juwel beherbergt.
Eines der schönsten Häuser an der Cote d'Azur
Einen Urlaub in Südfrankreich assoziieren viele Weltenbummler mit türkis schillerndem Wasser, strahlendem Sonnenschein und prachtvollen Yachten. Die Cote d'Azur ist ein Mekka der Schönen und Reichen, die ihr Leben in vollen Zügen genießen. Längst ist die französische Riviera zu einem Reiseziel avanciert, an dem sich die "oberen Zehntausend" tummeln. Von diesem Ambiente zeugt auch die Villa Ephrussi de Rothschild, die den Namen ihrer Erbauerin Béatrice Ephrussi de Rothschild trägt.
Heute – dabei sind sich viele Architekturkenner einig – ist dieses Gebäude eines der prachtvollsten Häuser an der Cote d'Azur. Und jeder, der dieses Meisterwerk bewundern möchte, bekommt auch die Gelegenheit dazu. Die Villa sowie ihre bilderbuchschönen Gärten sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Deshalb lässt es sich auch kaum ein Urlauber in der Provence oder an der französischen Riviera nehmen, auf diesem Anwesen für einen Abstecher vorbeizuschauen.
Ein Prachtbau in Bilderbuchlage
Die exponierte Lage der Villa Ephrusi könnte schöner kaum sein. An einem der engsten Areale des Cap Ferrat zu Hause, verspricht die Villa einen mitreißenden Blick auf die Küste und das Mittelmeer. Von Anfang hatte die Gräfin die Vision, ihr neues Zuhause im Stil eines italienischen Palazzos anfertigen zu lassen. Schritt für Schritt kam das Haus dieser Vision auch näher. Zu guter Letzt wurde der Palazzo mit rosa Farbe angestrichen. Doch die wohlhabende Frau schien nicht die einfachste Auftraggeberin gewesen zu sein. Denn angeblich verschließ die Gräfin während der gesamten Bauzeit insgesamt 15 Architekten.
Doch all diese Bemühungen lohnten sich. Denn bis heute ist die Villa ein Bauwerk von vollkommener Schönheit. Mit seinem majestätischen Flair zieht das Haus die Besucher in den Bann. Die Räume beherbergen Sammlungen von Weltruf. Alle die Villa umgebenden Gärten sind einige der schönsten Anlagen des gesamten Landes. Das ist ein Ausflugsziel, wie es im Bilderbuche steht.
Das bewegte Leben der Gräfin Béatrice
Doch für die Gräfin war das Projekt nicht nur ein Bauvorhaben unter vielen. Die im Jahr 1864 geborene Béatrice investierte ihr Herzblut in dieses Zuhause. Trotz ihres Reichtums hatte es die 1934 gestorbene Tochter des Bankiers und Kunstsammlers Alphonse Baron de Rothschild nicht immer ganz leicht. Ihr Vater verheiratete sie in jungem Alter an seinen Kollegen Maurice de Ephrussi. Doch der deutlich ältere Mann mit russischer Abstammung wurde den Erwartungen der Familie de Rothschild nicht gerecht.
Einerseits war Béatrice in dieser Beziehung besonders unglücklich. Andererseits war deren Gatte auch nicht in der Lage, mit Geld umzugehen. Süchtig nach Glücksspielen, häufte dieser Schulden in Höhe von ungefähr 30 Millionen Euro an. In letzter Minute gelang es Béatrices Vater, noch vor seinem Tod eine gerichtliche Trennung durchzusetzen. Dadurch ging dessen Hab und Gut automatisch auf sie über. Einen Großteil dieses Vermögens investierte Béatrice dann in die Erbauung und Ausstattung der Villa Ephrusi de Rothschild.
Prunkvolle Materialien, wohin man auch schaut
Wer heute einen Blick in die Villa wirft, wird von dem großzügigen Baustil und den hochwertigen verwendeten Materialien gewiss überwältigt sein. Für gewöhnlich hieß die de Rothschild-Nachfolgerin ihre Gäste in einem Atrium willkommen, das von Säulen aus rosafarbigem Marmor gesäumt ist. Dieser Marmor wurde ganz bewusst ausgewählt und speziell aus der italienischen Stadt Verona bis an die Cote d'Azur geliefert. Und im ersten Moment erinnert das Gebäude sogar an einen Kirchbau. Doch dann dauert es nicht mehr lange, bis sich an das Entree weltliche und repräsentative Salons anschließen. Beim Anblick der in der Villa untergebrachten Schätze ist es eigentlich kaum vorstellbar, dass Béatrice eigentlich nur die Winter an diesem Ort verbrachte.
Denn heute verbirgt die Villa Ephrussi de Rothschild nicht nur eine der prunkvollsten und beeindruckendsten Porzellansammlungen aus ganz Europa. Das Zusammenspiel aus antikem Mobiliar sowie Gemälden namhafter Künstler ist sagenhaft schön.
Gute Kontakte zu Kunsthändlern und Auktionshäusern
Dank ihres Vaters verfügte die Gräfin nicht nur über das entsprechende Geld, um sich diesen Luxus überhaupt leisten zu können. Zugleich pflegte die wohlhabende Frau gute Beziehungen zu internationalen Kunsthändlern und anerkannten Auktionshäusern. Nach ihrem Tod ging der Besitz automatisch an die Akademie der schönsten Künste über. Doch damit erhielt die Akademie nicht nur die wertvolle Villa, sondern zugleich mehr als 5.000 Kunstwerke. Ein persönlicher Schicksalsschlag machte es für Kunstmäzenin schließlich unmöglich, Erben zu hinterlassen. Ihr einstiger russischer Gatte steckte sie während der Ehe schließlich mit einer Krankheit an, durch die eine Empfängnis unmöglich war. Aus dem Grund ging ihr Hab und Gut an die Akademie über, die das Eigentum bis heute betreut und verwaltet.
Die Privatbereiche der Villenbesitzerin
Zusätzlich zu diesen repräsentativen Räumlichkeiten erhalten Besucher auch Einblicke in die privaten Gemächer der Madame. Im Gegensatz zum Atrium oder anderen Zimmern erscheinen Schlafgemächer, Boudoirs, Ankleidezimmer und Salons doch noch beinahe genügsam. Doch wer keinen Luxus gewöhnt ist, wird sich von diesem Luxus noch immer überwältigt fühlen. Alle zu der Villa gehörigen Zimmer veranschaulichen, in welcher Welt die "Schicki-Micki-Gesellschaft" schon zur damaligen Zeit lebten. Schließlich setzte die Villa Ephrussi schon zu ihrer Erbauungszeit an der Cote d'Azur Maßstäbe.
Unterschiedliche Themenwelten im Garten
Von ebenso großer Schönheit sind die zur Villa gehörigen Gärten, die der hochherrschaftlichen Villa allesamt das Wasser reichen können. Rund um die Villa Ephrussi de Rothschild gruppieren sich fantastische Themengärten, die für die Cote d'Azur außergewöhnlich sind. Die einzelnen Areale spiegeln alle Interessen und Vorlieben der Gräfin wider, die Béatrice mit dieser grünen Oase zum Ausdruck bringen wollte. Ein Beispiel ist der Sèvres-Garten, den die Gräfin nach ihrer bevorzugten Porzellanmanufaktur benannte. Doch auch der im Renaissance-Stil angelegte Florentinische Garten, Französische Garten, Spanische Garten oder Provenzalische Garten sind Augenweiden.
All diese Gartenbereiche werden rund um die Villa von einem Steingarten, Japanischen Garten, Rosengarten sowie exotischen Garten komplettiert. Und auch in der Traumwelt Hollywoods hat die Villa Ephrussi de Rothschild schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Im James Bond-Streifen "Sag niemals nie" (auf englisch: Never say never again) setzte sich die Villa Ephrussi selbst ein Denkmal. Ein Großteil aller Innenaufnahmen wurde in der Villa Ephrussi gefilmt – ganz einfach im James Bond-Stil und "im Auftrag ihrer Majestät".